Interview Cosy Crime Autorin Janet Laurence im Interview

Worum geht es in den Kriminalromanen um Darina Lisle?

Essen hat mich schon immer fasziniert. Meine Mutter war eine begnadete Köchin, mein Bruder ist Hotelier und war während seiner Ausbildung zwei Jahre lang in den Küchen des Savoy Hotels tätig. Ich selbst veranstaltete zwei Jahre lang Kochkurse in meinem Zuhause in Somerset, danach schrieb ich eine kulinarische Kolumne für den Daily Telegraph.

Eines Tages rief mich mein Stiefsohn aus seinem Studentenwohnheim an und wollte wissen, wie man dies und jenes zubereitet. Das inspirierte mich dazu, einen viertägigen Kurs zu veranstalten, in dem man die Grundlagen der Kochkunst lernte. Mein Ehemann steuerte einen Vortrag über Wein bei. Als die Studenten wieder zu Hause waren, mit einer Mousse aus geräuchertem Schellfisch im Gepäck, die sie am letzten Morgen ihres Kurses zubereitet hatten, wollten ihre Mütter ebenfalls einen Kochkurs machen. Also veranstaltete ich immer mehr Kurse.

Neben meiner Leidenschaft für das Essen verspürte ich den brennenden Wunsch, einen Roman zu schreiben. Ich entschied mich für einen Krimi, weil ich die klassischen Werke von Dorothy L. Sayers, Margery Allingham und Josephine Tey sehr gern gelesen hatte. Ich meldete mich für einen Kurs im kreativen Schreiben an und begann meinen ersten Kriminalroman.

Ich beschloss, dass die Hauptfigur, die Ermittlerin, eine Köchin sein würde. Dieser Charakter könnte mit verschiedenen Teilen der kulinarischen Welt in Berührung kommen. Ich wollte eine Reihe schreiben, in der jeder Roman einen anderen Bereich der Esskultur beleuchtet. Der Name der Köchin kam mir, als ich einen Kochkurs von Darina Allen an ihrer Ballymaloe Cookery School in Irland besuchte.

 

Inspiration für die Figur der Darina

Ich wollte nicht, dass Darina zu jenen Detektivinnen gehört, für die körperlicher Einsatz eine große Rolle spielt. Ich wollte sie zu einer Figur machen, die sich für Menschen interessiert, jemandem, dem man ganz instinktiv vertraut. Ich beschloss, dass sie ungewöhnlich groß sein würde (als ich mit dem Schreiben begann, gab es nicht viele Frauen über 1,80 Meter; heute gibt es viel mehr), und ihr Haar würde lang und blond sein, da mein eigenes Haar straßenköterblond ist, seit ich acht Jahre alt bin. 

Janet Laurence Interview Foto

Mein Lieblingsgericht

Ich würde mit einem traditionellen schwedischen Gericht beginnen: Janssons Frestelse, was übersetzt Janssons Versuchung bedeutet. Von wem und warum Jansson in Versuchung geführt wurde, habe ich nie herausgefunden, aber das Gericht, ein Gratin aus Kartoffeln, Zwiebeln, schwedischen Sardellen und Sahne, ist wirklich köstlich.

Es ist sehr nahrhaft, also würde ich danach gegrillte Seezunge mit ein bisschen Butter servieren, neue Jersey Royal Kartoffeln und einen einfachen grünen Salat. Die Nachspeise wäre Mangosorbet, erfrischend und herrlich im Geschmack.

 

REZEPT FÜR JANSSONS FRESTELSE

oder

JANSSONS VERSUCHUNG

Für sechs Personen als Vorspeise, für vier Personen als Hauptspeise

Wer war Jansson und warum wurde er in Versuchung geführt? Wir wissen es nicht, aber das Gericht ist so gut, dass er dieser reichhaltigen Gaumenfreude nicht wiederstanden haben kann. Zubereitet wird es mit milden schwedischen Sardellenfilets, aber man kann auch portugiesische verwenden, wenn man sie zuvor 30 min in Milch einlegt.

Es enthält viel Fett, also sollte man darauf achten, was man dazu auftischt. Eine andere Zubereitung verwendet rohe Zwiebeln und Kartoffeln, dabei sollte es mindestens eine Stunde oder länger (bei 180° C) im Ofen bleiben, je nach Dicke der Zwiebeln und Kartoffeln.

Bei dieser Methode muss man es vor dem Servieren nur aufwärmen und kann es schon früher vorbereiten.

75 g/6 TL Butter

2 große Zwiebeln, geschält und in feine Scheiben geschnitten

5 mittelgroße Kartoffeln, in der Schale gekocht

16 – 18 schwedische Sardellenfilets (1 Dose Grebbestads Original Anchovies – Abba)

oder: 2 Dosen gute portugiesische Sardellen, 30 min in Milch eingelegt

Zwiebackbrösel oder geröstete Brosamen

300 ml/1 – ¼ Tassen Vollrahmsahne

Die Zwiebeln sanft in Butter dünsten, bis sie weich und goldgelb sind. Die gekochten Kartoffeln schälen und in dickere Scheiben schneiden. Eine mittlere Gratinform mit Butter einfetten. Die Hälfte der Kartoffeln am Boden verteilen, so dass sich die Scheiben überlappen. Erst die Zwiebeln und dann die Sardellen hinzugeben und mit den restlichen Kartoffelscheiben abdecken.

Wenn schwedische Sardellen verwendet werden, ein wenig von der Flüssigkeit aus der Dose über die Kartoffeln gießen. Soviel Sahne dazugeben, bis die Kartoffeln gerade so bedeckt sind. Mit Bröseln bestreuen und Butterkleckse dazugeben. In den vorgeheizten Ofen bei 190° C für etwa 30 min geben, bis es brodelnd heiß und goldbraun ist. Sofort servieren.

Ist das Gericht die Hauptspeise, wird dazu ein einfacher grüner Salat gereicht. Nach der Tradition wird dieses Gericht mit eiskaltem schwedischen Aquavit und Bier serviert.

 

Kochtipps

Der nützlichste Tipp, den ich zu Beginn meiner Kochkarriere erhalten habe, war, bereits während des Kochens aufzuräumen. Lass kein dreckiges Geschirr in deiner Spüle liegen, um dann festzustellen, dass das Utensil, das du brauchst, ganz unten liegt!

Weitere Tipps sind: Wenn du ein Rezept zum ersten Mal kochst, solltest du es zunächst genau befolgen und erst danach entscheiden, ob du etwas daran ändern willst. Lies dir außerdem das ganze Rezept durch, bevor du anfängst zu kochen, um sicherzugehen, dass du nicht schon gestern die Marinade hättest machen müssen oder dir eine wichtige Zutat fehlt.

 

Recherche

Als ich damit anfing, die Geschichten um Darina Lisle aufzuschreiben, wusste ich so einiges über die kulinarische Welt. Dummerweise dachte ich, dass ich keine Recherche bräuchte! Aber ich fand schnell heraus, dass ich bei weitem nicht genug darüber wusste, wie man zum Beispiel ein Hotel oder eine Catering-Firma führt, und auch mit vielen anderen Facetten der Lebensmittelindustrie nicht vertraut war.

Doch zu diesem Zeitpunkt war ich bereits Mitglied der Guild of Food Writers und lernte viele verschiedene Firmen und Lieferanten aller möglichen Nahrungsmittel kennen. Alle Leute, an die ich mich mit meinen Fragen wandte, haben mich bereitwillig eingeladen, damit ich die Geschäftsabläufe kennenlernen und Fragen stellen konnte.

Mir wurde klar, dass ich im persönlichen Gespräch viel mehr über diese Welten erfuhr, als es über Bücher, Artikel oder sogar Telefongespräche möglich gewesen wäre. Der Produzent einer TV-Sendung über Essen und Wein, bei der ich als Beobachterin vor Ort sein durfte, las das fertige Buch und meinte, er hätte sich nie träumen lassen, dass bei der Vorbereitung seiner Sendung so viel Spannung entstehen könnte.

 

Kreuzfahrten und Mord mit Fischgeschmack

Als mein Mann und ich eine P & O Kreuzfahrt entlang der norwegischen Küste bis hinauf zum Polarkreis machten, schrieb ich eine ganze Reihe von Notizen, aus denen ich später den Hintergrund des Romans gestaltete. Der Proviantmeister des Schiffs, mit dem wir unterwegs waren, gab mir einen Überblick über alles, was hinter den Kulissen vor sich ging und war sehr hilfreich.

Die letzte Information, die ich für die Geschichte brauchte, kam jedoch von einem anderen Touristen, den wir an einem benachbarten Tisch in einem französischen Hotel trafen. Ein Glücksfall! Ich finde, dass bei den entscheidenden Informationen oft eine Portion Glück im Spiel ist.

 

Autoren, die mich zu den Darina Lisle-Romanen inspiriert haben

Eine große Inspiration war P. D. James. Ich war bei einem Vortrag von ihr über das Schreiben von Kriminalromanen und sie sprach darüber, wie wichtig es ist, einen festen Personenkreis von Verdächtigen zu haben. Vor allem waren es aber die Romane von Dorothy L. Sayers, Margery Allingham und Josephine Tey, die meine Mentoren waren.

In meiner Jugend liebte ich ihre Bücher und nahm dabei viel Lehrreiches mit, was ich aber erst viel, viel später bemerkt habe. Heute lese ich alles Mögliche aus dem Krimi-Genre und lerne weiterhin von begabten Schriftstellern.

 

Rituale, die ich beim Schreiben befolge

Wenn ich ein Buch beginne, setze ich mir eine bestimmte Anzahl von Wörtern, die ich jeden Tag ohne Ausnahme zu Papier bringe. Es ist keine besonders große Zahl, normalerweise fünfhundert Wörter. Fast immer schreibe ich dann mehr; an manchen Tagen, wenn es gut läuft und ich sonst nichts vorhabe, können es zwei- oder dreitausend Wörter sein. Aber solange ich das Ziel, das ich mir gesteckt habe, erreiche, bin ich zufrieden.

Ein Ziel nicht zu erreichen, ist deprimierend und an manchen Tagen ist so viel Trubel, dass die Zeit nicht für mehr als ein paar hundert Wörter reicht. Als mein Mann noch lebte, wusste er, dass er mich nicht stören durfte, wenn die Bürotür geschlossen war.

Kein Kaffee, keine Telefonate, keine Unterbrechungen, solange ich arbeite! Jetzt, ohne ihn, sollte es mir leichter fallen, mich abzuschotten, aber seltsamerweise ist es schwieriger.

 

Welche Romane ich in meiner Freizeit lese

Ich möchte Romane lesen, in denen fesselnde Charaktere vorkommen. Die meisten sind Kriminalromane, aber nicht alle. Meine Lieblingsautoren fernab des Krimis sind Maggie O’Farrell und William Boyd. Kate Atkinson schreibt sowohl Krimis als auch andere Romane und ich liebe ihre Bücher.

Ein Schriftsteller, der genreübergreifend schreibt, ist Philip Pullman mit seiner His Dark Materials-Reihe; er hat nun mit einem Prequel zu der Reihe begonnen und den ersten Band, der letztes Jahr herauskam, habe ich mir sofort geholt.

Ich halte immer Ausschau nach neuen Büchern von den Spannungsautoren Andrew Taylor, Nick Herron, Elly Griffiths, Val McDermid und N. J. Cooper. Ruth Dudley Edwards gehört mit ihren Satiren auch zu meinen Lieblingsautoren. Sie sagt, die sozialen Entwicklungen der „Snowflake“- und Millenium-Generationen haben ihre Satire längst eingeholt.

Ich liebe Anne Tyler, sie zeichnet ihre Figuren mit Tiefgang und ihre Dialoge sind so lebendig wie bei wenigen anderen Autoren. Sie ist zwar keine Krimi-Autorin, aber Elmore Leonard, der Krimis schrieb, hatte auch diese Begabung.

 

Aktuelle Projekte

Ich schreibe gerade den dritten Band einer historischen Reihe, die im frühen zwanzigsten Jahrhundert spielt, vor dem ersten Weltkrieg. Meine Hauptfigur ist eine Amerikanerin Ende zwanzig, die nach England kommt und die Gesellschaft und das Leben mit den Augen einer Außenstehenden betrachtet. Das ist ein Vorteil, wenn man in einem Mordfall die Verdächtigen und ihre Verhältnisse zueinander einschätzt.

Es freut mich sehr, dass alle Darina Lisle-Bände für die deutschen Leser digital erhältlich sind. Es hat mir so großen Spaß gemacht sie zu schreiben und ich hoffe, das wird in jedem Buch deutlich.