Interview Liz Rosen im Interview zu ihrem neuen Roman

Wovon handelt der erste Band der Blackbury-Trilogie Savage Elite Dunkle Herzen?

Im ersten Band der Trilogie geht es um Elizabeth, die nach dem tragischen und plötzlichen Ableben ihrer Eltern nach Antworten zu deren Todesursache sucht. Als sie nach Jahren immer noch nichts aus ihrer Tante herausbekommt, entscheidet sie sich auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und startet mit ihrer Mission an der Blackbury Academy – dem Internat, an dem ihre Eltern jahrelang unterrichtet wurden und nach dessen Klassentreffen ihre Eltern nicht mehr nach Hause gekommen sind. Das Problem ist nur, dass Elizabeth das Geld nicht hat, um auf die teure Eliteschule zu wechseln. Da kommt es ihr gelegen, dass sie das ersehnte Stipendium ergattert. Alleine das Stipendium macht Elizabeth jedoch zur Außenseiterin, aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb sie nicht gern an der Blackbury Academy gesehen ist. Sie möchte Staub aufwirbeln, doch das findet die Elite gar nicht gut, immerhin verbirgt jeder von ihnen ein Geheimnis, das nicht ans Licht kommen soll. Die Lösung für die Elite? Sie wollen Elizabeth loswerden, aber Elizabeth hat nicht vor ohne Antworten wieder zu gehen.

 

Was fasziniert dich an einer Eliteschule als Handlungsort?

Das junge Alter der Protagonisten bietet einen großen Spielraum an Problemstellungen. Die Adoleszenz ist eine heikle Phase. Alles dreht sich in dieser Zeit um das Erwachsenwerden, die Abnabelung zu den Eltern und die Liebe. Das ist schon im normalen Alltag schwierig, wenn man mit Themen wie Mobbing, Bodyshaming, Eifersucht, Neid und einem fehlenden Selbstwertgefühl zu kämpfen hat. Wenn man dann nicht einmal nach Hause kann, um alles hinter sich zu lassen, sondern in einem Internat mit seinen Peinigern gefangen ist? Das macht das Leben kurzzeitig unerträglich. Jeder Tag wird ein Kampf. Das ist leider die Realität von vielen Heranwachsenden und das wollte ich aufzeigen. Aber das Buch soll auch Hoffnung machen. Es gibt wahre Freundschaft und tiefe Liebe. Beides findet man an den ungewöhnlichsten Orten.

Außerdem zeigt das Buch, dass die Handlungen unserer Eltern auch uns selbst beeinflussen und jeder einen anderen Ausgangspunkt hat. Nicht alle haben dieselben Chancen. Das ist eine Illusion. Es gibt Personen, die immer härter arbeiten müssen als alle anderen. Dabei geht es nicht immer um Geld. Glaubt mir, einige der Elite-Studenten würden nur zu gern mit Elizabeth tauschen, aber dazu mehr im Buch.

 

Gibt es Charaktereigenschaften der Protagonistin Elizabeth die du auch gerne hättest?

Ja, viele sogar. Sie steht für sich selbst ein, weiß genau was sie will und tut alles, um ihre Ziele zu erreichen. Sie lässt sich nicht von negativen Kommentaren runterziehen und hält den Kopf hoch erhoben, obwohl sie mit ihren Unsicherheiten kämpft. Ich wäre gerne so stark wie sie. Stattdessen überlege ich morgens eine halbe Stunde, was ich anziehen soll, nur um mich dann zu ärgern, dass ich darüber nachgedacht habe und dasselbe anziehe wie sonst auch, weil ich mich nicht von der Meinung anderer beeinflussen lassen will. Dabei hat es mich schon beeinflusst, weil ich morgens eine halbe Stunde Lebenszeit verloren habe. Und das ist nur eines von vielen Beispielen. Vielleicht würde es mir aber auch leichter fallen, wenn ich wüsste, dass für mein Leben eine Autorin verantwortlich ist, weil ich dann von einem Happy End ausgehen könnte. Im wahren Leben fehlt die Happy End-Garantie. Das würde vieles einfacher machen.

Savage Elite (Fanart 2)

Was zeichnet die Beziehung zwischen Elizabeth und ihren einzigen Verbündeten Trixie und Bea aus?

Wahre Freundschaft. Sicher, dass ist anfangs nicht so, immerhin finden sich die drei eher zu einer Zweckbeziehung zusammen, aber im weiteren Verlauf nähern sie sich an, bis daraus mehr wird. Für mich war es beim Schreiben schön zu sehen, wie die drei zusammengewachsen sind. Dabei sind sie alle absolut unterschiedlich. Trixie ist mein inoffizieller Liebling aus dem Trio. Sie kann durch all das Drama in ihrer Vergangenheit kaum Gefühle zulassen und wirkt deshalb oft unnahbar und distanziert, jedoch hat sie das Herz am richtigen Fleck und will vor allem eins für Elizabeth: Dass sie unbeschadet nach ihrem Abschluss die Blackbury Academy wieder verlässt. Dafür riskiert Trixie viel, obwohl sie selbst mit ihren Geheimnissen zu kämpfen hat und nicht will, dass Elizabeth dahinterkommt. So eine Freundin würde ich mir wünschen.

Bea ist Trixies Schwester, dennoch gleichen sich die beiden wie Tag und Nacht. Bea hat weniger Ballast mitzuschleppen als Trixie und ist deshalb aufgeweckter, fröhlicher und sieht noch das Gute in der Welt. Sie ist die Schulter, an der man sich ausweinen kann, während Trixie einem nur sagen würde, dass man sich zusammenreißen und aufhören soll zu heulen. Dadurch ergänzen sich die zwei ganz gut, sodass beide zu essenziellen Stützen für Elizabeth werden. Alleine kann man dem Horror aus Mobbing, Bodyshaming und Co. nur schwer standhalten. Wahrscheinlich hätte Elizabeth ohne die beiden die Akademie sehr schnell verlassen. Aber im Team ist man bekanntlich stärker und die Verbindung der drei zeigt das perfekt.

 

Was macht die Beziehung zwischen Elizabeth und Vito so besonders?

Romeo und Julia, Tristan und Isolde, Jack und Rose. Verbotene Liebe – auch über verschiedene gesellschaftliche Stellungen hinweg – gibt es schon seit Jahrhunderten. Das besondere an Elizabeth und Vito ist, dass sie anfangs gar nicht wissen, ob sie sich lieben dürfen oder nicht. Beide haben keine Ahnung, was vor all den Jahren wirklich geschehen ist. Sicher, jeder an der Akademie kennt irgendwelche Bruchstücke, aber da alles unter den Teppich gekehrt wurde, spricht niemand darüber und fügt alle Teile zusammen. Dadurch ist es schwer für Elizabeth zu entscheiden, wem sie vertrauen kann und wem nicht. Und da in Vitos Vergangenheit noch ein weiteres Geheimnis vergraben liegt, ist es auch für ihn schwierig die Gefühle für Elizabeth zuzulassen. Jedoch ist es unmöglich die Anziehung zwischen den beiden auszublenden und wie so viele Paare vor ihnen, gehen auch sie das Risiko ein sich zu lieben, obwohl sie wissen, dass sie das am Ende beide zerstören könnte.

Denkst du, dass Außenseiterinnen wie Elizabeth je eine Chance haben von den "Reichen und Schönen" akzeptiert zu werden?

Innerhalb der Adoleszenz? Nein, auf keinen Fall. Außenseiter – oder besser gesagt alle, die nicht dem Ideal entsprechen – haben es gerade beim Heranwachsen schwer, sich in die Gesellschaft einzugliedern. Alle anderen Menschen habe eine genaue Vorstellung davon, wie wir sein sollten und wenn die Realität nicht dieser Vorstellung entspricht, nehmen sich die Wenigsten die Zeit, um die reale Persönlichkeit kennenzulernen, sondern verkrampfen sich lieber darauf, die andere Person so lange unter Druck zu setzen und ändern zu wollen, bis sie den festgelegten Vorstellungen entspricht – was gar nicht möglich ist. In diesem Alter kann kaum jemand sein Verhalten so gut reflektieren, dass das eigene Weltbild angepasst wird, weil alle glauben, ihre Meinung und ihre Vorstellung sei die richtige, sodass gar nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen wird, dass sie sich irren könnten. Darunter leiden alle, die dem Weltbild nicht entsprechen, denn die Adoleszenz ist eigentlich dazu da, vieles auszuprobieren, die eigene Persönlichkeit zu ergründen und zu festigen und herauszufinden, was für ein Mensch man sein möchte. Doch statt genau das zu tun, rennen einige der Vorstellung von anderen Personen nach, um dazuzugehören und nicht mehr Mobbing, etc. ausgesetzt zu sein. Peiniger stehlen ihren Opfern somit mehr als es auf dem ersten Blick ersichtlich ist. Mit dem Alter wird es jedoch besser, weil die Gewichtung und die Wahrnehmung sich verschieben. Plötzlich sind andere Themen als Beliebtheit wichtig und es wird mit anderen Problemstellungen gekämpft. Für alle, die also nicht akzeptiert werden, gibt es eine gute Nachricht: Es wird irgendwann besser. Das Problem dabei ist nur, dass man dann erstmal nachholen muss, was man in der Adoleszenz verpasst hat. Man muss sich selbst finden und sich fragen, wer man ist, weil es einem plötzlich niemand mehr vorgibt.

 

Warum schreibst du gerade im Genre Dark Romance?

Ich würde gerne so etwas sagen wie weil ich das Genre liebe oder weil ich früher ganz viele Bücher aus diesem Genre gelesen habe, aber beides wäre gelogen, denn mein erstes Dark Romance Buch habe ich tatsächlich erst in die Hand genommen, als es darum ging, selbst eines zu schreiben. Im Grunde ist meine Genrewahl nur ein Zufall gewesen. Ich habe ursprünglich mit Fantasybüchern für Jugendliche angefangen, aber irgendwann habe ich erkannt, dass ich in diesem Bereich nicht glücklich werde. Das Genre ist toll, keine Frage, aber ich liebe es ausführlich zu schreiben. Teilweise sind meine Szenen sehr brutal, explizit und ungeschönt. Ich musste viele Szenen nachträglich aus meinen Manuskripten streichen, weil sie laut meinen Verlagen nicht zielgruppengerecht waren. Und damit hatten sie auch verdammt recht. Deshalb juckte es mich jedoch in den Fingern etwas anderes zu machen. Über Umwege hatte ich dann ein Telefonat mit einer Verlegerin aus dem Dark Romance Bereich, die gerade dabei war, einen Verlag hochzuziehen. Sie war mir sympathisch und ich mochte es, wie sie die Zusammenarbeit zwischen Verlag und Autoren beschrieben hat. Da ich gerade auf der Suche nach einem neuen Verlag war, habe ich mich an mein erstes Dark Romance Buch geschickt und mich bei ihrem Verlag beworben. Tja und knapp zwanzig Bücher später bin ich da, wo ich jetzt bin und darüber bin ich froh. Dark Romance hat mir unglaublich viele Möglichkeiten eröffnet. Nicht nur, weil ich dank der Triggerwarnungen tatsächlich über jedes Thema schreiben kann, das ich möchte, ohne sensiblen Menschen damit zu schaden, sondern auch weil hinter Dark Romance mehr steckt, als nur explizite Sexszenen. Es geht um Trauma, psychologische Hintergründe, menschliche Reaktionen, das Brechen von Tabuthemen und Wünsche, die wir alle tief in uns vergraben haben.

 

 

Unter welchen Bedingungen schreibt es sich für dich am besten? Hast du Tipps gegen eine Schreibblockade?

Ich funktioniere am besten unter Druck, das habe ich in den letzten Jahren gelernt. Mein Leben springt von einer Deadline zur nächsten. Das ist manchmal anstrengend und wahrscheinlich werde ich das nicht ewig machen, aber für jetzt ist es das perfekte Konzept für mich. Eine Schreibblockade entsteht nämlich meistens, wenn man Angst davor hat, dass, egal was man schreibt, nicht gut genug ist. Diesen Luxus kannst du dir nur leisten, wenn du keine Deadline hast. Mit der Deadline im Nacken schreibst du die Szene hinunter, um weiterzukommen – egal, wie schlecht sie geschrieben ist. Und eine schlechte Szene kann man überarbeiten und überarbeiten und überarbeiten. Das kann man nicht, wenn man nichts zu Papier gebracht hat.  Mein Rat ist also folgender: Einfach weiterschreiben. Wenn eure Finger nicht gebrochen sind, gibt es keinen Grund nicht zu schreiben. Alles andere ist psychologisch. Das Problem ist in eurem Kopf und ihr werdet es nicht los, wenn ihr stundenlang darüber nachgrübelt. Natürlich gibt es jedoch Tipps, die es einem einfacher machen. Musik, frische Luft, ein wenig Abstand. Ein Spaziergang mit Kopfhörern im Ohr ist manchmal also gold wert, aber danach setzt euch wieder ans Manuskript.

Was beschäftigt dich, wenn du nicht gerade Beruf oder Berufung nachgehst?

Mittlerweile arbeite ich 45 Stunden in der Woche als Sozialpädagogin in einer Wohngemeinschaft mit Kindern und Jugendlichen, die aus verschiedensten Gründen nicht mehr bei ihren Eltern leben können/dürfen. Außerdem schreibe ich durchschnittlich ein Manuskript alle vier Wochen, pflege meine Social Media Accounts und bemühe mich, all meinen Lesern persönlich zu antworten. Daneben ist es ehrlich gesagt schwer noch viel Zeit für etwas anderes als meine Familie aufzubringen. Ich habe drei Neffen, einen Ehemann und Eltern, die zum Glück nur zwei Straßen weiter wohnen, sodass ich sie oft zu sehen bekomme. Wenn ich jedoch wirklich Zeit für mich habe, bin ich ein richtiger Serienjunkie, backe oder versuche die wenigen Freundschaften zu pflegen, die sich wie durch ein Wunder trotz des Zeitmangels gehalten haben – viele sind es nicht, aber dafür die richtigen.

 

Und was liest du so privat?

Ich lese vor allem für Kolleginnen Werke, bevor sie veröffentlicht werden, weil ich eine Ausbildung zur Lektorin absolviert habe und mir das Input geben Spaß macht, ich jedoch zeitlich nicht mehr dazu komme, diesem Beruf nachzugehen. Dabei lege ich mich nicht wirklich auf ein Genre fest. Romance, Dark Romance, Fantasy und zuletzt war sogar ein Thriller dabei.

 

Was sind deine Buchempfehlungen für laue Sommernächte?

Empfehlungen finde ich immer schwierig, weil das Leseempfinden für jeden anders ist. Es gibt Bücher, die ich absolut vergöttere und meine Schwester fand genau die aber ganz furchtbar. Nicht jeder Autor passt zu jedem Leser und nicht jeder Leser zu jedem Autor. Am Buchmarkt gibt es so viele Schätze, dass ich jedoch sicher bin, jeder wird die richtige Geschichte für sich finden, wenn er nur lange genug sucht.